Kultur- und Wissenschaftsjournalist, Autor
Auf der MetropolCon 2023 moderiert Dominik drei Panels, die seine aktuellen Beschäftigungen widerspiegeln: Sozialer Horror – welche politischen Wandlungen durchläuft richtig gut geschriebene Horrorliteratur? Wie hängen toxische Beziehungen mit politischen Umstürzen zusammen? Gehört der soziale Abstieg zum sozialen Horror oder denken wir doch eher an eine drohende Zombiekatastrophe? Stichwort Zombies – er präsentiert den Hörspielautor Robert Weber und seine WDR-Trilogie „Die Infektion“ (2010) und fragt nach den Gründen, warum die Zombies so beliebt für Planspiele sind. Vielleicht sind all unsere noblen Anstrengungen, die Welt zu unterhalten, vergeblich? Um das auf die Spitze zu treiben, moderiert unser Orga-Team-Mitglied Dominik noch ein Panel zur Schrott Fiction: Wenn schon alles auf Krisenmodus gepolt ist, warum nicht den Schrott recyclen? An einer Zukunft zu schreiben, die immer auch das Scheitern kennt. Wie sieht das denn konkret aus? Wer schreibt Schrott Fiction und warum? Und mit etwas Glück ist auch das von ihm geschriebene und zusammen mit SmaelyP produzierte Kurzhörspiel „Dein und mein Wald“ zu hören.
Webpage: www.anthropop.de
Sprachen: D & E
TEAMVORSTELLUNG
Dominik ist 2022 als Orga-Mitglied zu uns gestoßen und hat sich gleich in die Programmplanung und die Suche nach Fördermitteln gestürzt:
Magst du dich uns kurz vorstellen?
Gerne. Ich habe schon als Jugendlicher mit Fanzines begonnen, aber zunächst nur Musik. Mit dem Deutsch- und Philosophie-Studium baute ich meine Vorliebe für Literatur immens aus. Habe während des Studiums auch teils essayistisch, teils literarisch geschrieben, dann aber lange pausiert. Oder sagen wir so: Das journalistische Schreiben hat deutlich überhand gewonnen. Seit 2005 schreibe ich für verschiedene Medien, viel auch für Telepolis und seit 2018 jährlich für „Das Science Fiction Jahr“ im Hirnkost Verlag. Mit dem Umzug nach Berlin hat sich mein aktiver Einsatz für Science Fiction (auch gerne Horror) erhöht.
Warum machst du bei der MetropolCon mit?
Mich reizt es, eine Veranstaltung zu organisieren. Ich habe einst ein Panel im Schwarzwald mitorganisiert und diese Erfahrungen möchte ich mit der MetropolCon auf eine andere Ebene bringen. Zudem tausche ich mich gerne mit anderen Menschen über die beste Literatur der Welt aus.
Es ist Samstagabend auf einer Con: Wo findet man dich?
Ich wollte schon „in der Bar“ schreiben. Das auf jeden Fall, aber zugleich gebeugt über mein Notizbuch, weil ich am Abend nach solch tollen Veranstaltungen immer neue Gedanken und Ideen aufschreibe, neue Kontakte eintrage und mir bereits wieder neue Prosa oder Artikel einfällt. Wenn’s mir aber zu trubelig wird, dann auch gerne kurz draußen unterm Sternenhimmel.
Was wünschst du dir für die Zukunft der Phantastik, besonders in Deutschland?
Schreiben ohne Scheuklappen. Mehr Interesse an spekulativer Fiktion, also auch den Kontakt mit realistischen Konzepten nicht scheuen! Die Mischung macht’s, finde ich. Es liegt so viel Potenzial in guter Literatur, die ja immer noch als Genre bezeichnet wird. Aber vielleicht sind wir längst in anderen Zeiten angekommen. Science Fiction gibt es überall, nicht nur in den einschlägigen Kreisen und Verlagen. Und ich fände es gut, wenn SF mehr zu einem Wahrnehmungsmodus werden könnte.
Bester fiktionaler Sidekick aller Zeiten?
Ich musste etwas nachdenken. Aber klar – Renfield, der unheimliche Gehilfe von Graf Dracula. Auch kongenial dargestellt von Tom Waits im Coppola-Film. Wird er nicht sträflich unterschätzt?
Du gewinnst eine Woche in eine phantastische Welt deiner Wahl: Wohin geht’s?
Auf den Wüstenplaneten. Mich fasziniert die Landschaft, aber auch die gesellschaftlichen Modelle, die sich auf diesem Planeten entwickeln konnten. Es ist auch ein klein wenig gefährlich, aber ich werde mich an vertrauensvolle Figuren halten. Ich kenne ja bereits das Buch, ein deutlicher Vorteil!
Ein phantastisches Werk (Buch/Film/Serie/Game …), das du uns allen ans Herz legen würdest?
Ich wollte schon die Erzählungen von Cordwainer Smith nennen. Sie bestechen durch eine eigenwillige Sprache und Handlungen. Cordwainer Smith war ein Pseudonym und der eigentliche Autor schrieb in seinem anderen Leben Bücher zur psychologischen Kriegsführung. Zudem arbeitete er für die CIA. Diese Verquickung von militärischem Apparat und Science Fiction ist problematisch. Not very nice. Weshalb ich lieber den faszinierenden Roman „Helligkeit fällt vom Himmel“ von James Tiptree Jr. empfehle. Tiptree ist ein Pseudonym und nach langem Rätselraten kam heraus, dass sich dahinter Alice Sheldon versteckt. Es ist eine ziemlich poetische Prosa und nicht unbedingt handlungsorientiert. So etwas reizt mich jedoch. Immer wieder interessant ist auch William S. Burroughs‘ Literatur wie „Nova“, das eine frühe Form von Cyberpunk darstellt. Burroughs stand den Beatpoeten nahe, die alltägliche Inhalte und alternative Lebensweisen in ihre Literatur integrierten. Für die Science Fiction hat er durch seine innovative Stilistik, wie Cut-Up, interessante Werkzeuge entwickelt. Mir fällt da noch als halbwegs aktuelles Beispiel Mark Danielewskis „House Of Leaves“ ein, das auch formal innovativ vorgeht. Ich finde, formale Ideen dieser Art könnten noch viel häufiger in der phantastischen Literatur auftauchen.