🇩🇪 Autorin
Emma Braslavsky, Autorin, Kuratorin und Künstlerin wurde in einem Jahr geboren, als man auf einer Seite der deutsch-deutschen Grenze weitere gut zwei Millionen Minen in Stellung gebracht und auf anderer Seite Soldaten mit schulterlangem Haar ein Haarnetz verpasst hatte.
Sie wuchs in einer Gesellschaft auf, in der das Wort „Gebote“ evakuiert und der Begriff „objektive Notwendigkeit“ transplantiert wurde, damit ein Mensch auch weiterhin freiwillige Zwangshandlungen ausführen konnte.
Sie kam in den Genuss, ihre Kindheit und Jugend nicht bloß zugleich in einer demokratischen Republik und einer Diktatur des Proletariats zu verbringen, sondern auch zwischen den katholisch geprägten Wortfeldern ihrer Großmutter, bei der sie die ersten Lebensjahre verbrachte, und den von trockener Logik geprägten Denkclustern sowie Erinnerungslücken ihres Vaters, eines Mathematikers, der kurz vor ihrer Geburt das Gedächtnis verloren hatte.
Die Codes, die sich aus all diesen Reizen speisten, die ihr Denken und Arbeiten im Schreiben, Kuratieren, Inszenieren entscheidend prägten, festigten die Paradoxie als Säule ihrer tragikomischen Erzählhaltung, durch die sie sich einen Kopf um Sinn und Zukunft der Menschheit macht.
Veröffentlicht hat sie dazu mehrfach prämierte Romane, Essays, Kunstarbeiten, Hörkunst wie die Hörcomic-Serie AGENT ZUKUNFT oder das Libretto für die Sci-fi-Kammeroper NEURO-MOON (Uraufführung Mai 2023, Theater Freiburg). International bekannt wurde sie als Erzählerin der für den Deutschen Science-Fiction-Preis nominierten und verfilmten Novelle „Ich bin dein Mensch“, die ein Spin-off zum prämierten und mehrfach nominierten Roman „Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten“ geworden ist. Im Juli 2023 erscheint ihr fünfter Roman ERDLING bei Suhrkamp.